
Dank künstlicher Intelligenz: Fotorecherche leicht gemacht

Source Photo: Wikimedia Commons
Nach jedem Urlaub stellen wir uns die gleiche Frage: Wie können die unzähligen auf dem Handy gespeicherten Fotos sinnvoll gruppiert werden, damit wir diese später rasch wieder finden? Sie erinnern sich beispielsweise an ein Foto, das Sie während einer Wanderung in den Alpen geschossen haben und auf dem Murmeltiere zu sehen sind. Wenn Sie Glück haben, wissen Sie noch den Ort oder das Datum, wann Sie das Bild geschossen haben. Dadurch lässt sich das Foto mit Hilfe des automatisch gespeicherten Aufnahmedatums oder, sofern diese aktiviert ist, der GPS-Lokalisierung über die Kartenansicht einfach auffinden.
Aber, was machen Sie, wenn die Fotosammlung – wie dies im Stadtarchiv der Fall ist – auf eine Million Bilder angewachsen ist und Angaben über Aufnahmeort und -datum kaum vorhanden sind?
Historische Fotobestände als digitale Herausforderung
Im Stadtarchiv lagern zahlreiche historische Fotobestände wie das Pressebildarchiv der Tageszeitung «Der Bund» oder der Nachlass des Bund-Fotografen und Bildredaktors Hansueli Trachsel (1951-2019). Dazu kommen Fotodokumentationen städtischer Dienststellen wie Bauinspektorat, Tiefbauamt und Stadtgärtnerei. Ein systematisches Durchsuchen dieser Bestände nach bestimmten Sujets in Alben, Karteikästen und Hängeregistern ist sich sehr zeitaufwändig, wenn nicht sogar unmöglich.
Allein der Fotografennachlass Hansueli Trachsel (SAB_1429) zählt rund eine halbe Million Fotonegative. Quelle Foto: Roland Gerber
Das Pressebildarchiv «Der Bund» (SAB_1086) verfügt über eine umfangreiche Porträtsammlung mit prominenten Gesichtern. Quelle Foto: Roland Gerber
Damit der Zugriff auf die Fotosammlungen verbessert werden kann, ist das Stadtarchiv daran, diese mit finanzieller Unterstützung von Dritten zu digitalisieren und im Online-Archivkatalog zu veröffentlichen. Die manuelle inhaltliche Erschliessung bleibt zwar auch bei digitalisierten Fotos wichtig (zum Beispiel bei der Nennung der Fotografin/des Fotografen).
Was passiert aber mit einem Bestand von mehreren tausend Bildern, bei denen keine Angaben über Ort und Zeitpunkt der Aufnahmen bekannt sind? Werden diese Fotos für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht, braucht es neue innovative Lösungen.
Archipanion
Seit Anfang April 2024 steht dem Stadtarchiv mit dem Archipanion eine webbasierte Lösung für die Recherche in digitalen Fotosammlungen zur Verfügung (stadtbern.archipanion.com). Der Service wird von der Firma 4eyes bereitgestellt. Dieser nutzt künstliche Intelligenz, um Fotografien anhand visueller Kriterien nach Wahrscheinlichkeiten zu gruppieren. Die Grundlage bildet die retrieval engine «vitrivr» der Forschungsgruppe «Databases and Information Systems» der Universität Basel.
Mit dem Archipanion lassen sich rund 8'000 digitalisierte Fotos aus den Sammlungen Einzelfotos, Ortsarchiv Bümpliz und Stadtgärtnerei Bern nach einzelnen Begriffen wie «Bären», «Auto» oder «Personen im Schnee» sortieren und am Bildschirm anzeigen. Ebenso kann nach Texten gesucht werden, die auf den Fotos zu sehen sind. Bei einem Klick auf eine Fotografie eröffnet sich darüber hinaus die Möglichkeit, sich ähnliche Bildinhalte anzeigen zu lassen oder direkt in den Online-Archivkatalog des Stadtarchivs zu wechseln. Dort werden über den Botton «Alles anzeigen» die beschreibenden Informationen der ausgewählten Fotografie angezeigt.
Archivgut wird in Zukunft besser sichtbar
Intelligente Suchfunktionen wie der Archipanion stehen am Anfang einer ganzen Reihe neuer technischer Entwicklungen. Diese eröffnen dem Publikum zusätzliche Möglichkeiten, wie die im Stadtarchiv aufbewahrten Dokumente, Pläne und Fotografien besser aufgefunden und für weitere Nutzungen verwendet werden können. In naher Zukunft lässt sich in historischen Fotosammlungen mit Hilfe der Gesichtserkennung – wie dies in Smartphones bereits heute üblich ist – nach prominenten Persönlichkeiten suchen. Denkbar ist ausserdem das automatisierte Erkennen von Objekten und Sehenswürdigkeiten über bestehende Lexikoneinträge wie Wikipedia.
In einer anderen, heute bereits existierenden Anwendung können Fotos von Gebäuden in der Stadt Bern mittels Georeferenzierung im Stadtplan lokalisiert und zusammen mit anderen gebäudebezogenen Informationen wie Baubewilligungen abgerufen werden (map.bern.ch/stadtplan).